Eine günstige Basis für die weitere Arbeit mit solchen Klienten ist, dass der Kontakt mit dem Hund das Selbstwertgefühl des Kindes fördert. Es fühlt sich akzeptiert, geliebt:
Ein Wesen freut sich über ihn ohne Einschränkung, der Hund ist geduldig, bleibt gerne da, geht auf den Klienten zu und reagiert positiv auf seine Ansprache.
Der/die Therapeut/in unterstützt die Begegnung begleitend durch Erklären des Hundeverhaltens, durch Zeigen und Erläutern der hundgeläufigen Kommandos bzw. durch das Geben von Anweisungen. Ist Nähe und Vertrauen über Beobachtung und Gespräch entstanden, wird in der Regel der Wunsch nach Berühren, Streicheln des Hundes laut.
Selbst auf Klienten mit Tastsinnstörungen, die starke Berührungsängste haben, nicht gerne anfassen und angefasst werden, übt der „lebende“ Hund eine starke Streichelmotivation aus. Ich habe des Öfteren erlebt, dass diese Klienten alles nur mit den Fingerspitzen berühren oder festhalten. Der Hund war die Ausnahme, er wurde mit der ganzen Hand gestreichelt. Solche Menschen erleben das angstfreie Agieren mit dem Hund als Beginn eines Vertrauensverhältnisses.
Mit einem solcherart gestärkten Selbstvertrauen steigt auch die Bereitschaft sich auf weitere „Berührungen“ einzulassen, sei es in Spiel- oder Hantierungsmöglichkeiten, im Kontakt mit anderen Menschen oder ganz allgemein im Kontakt mit der Umwelt. Ein solcher Klient hat ein Wesen aus seiner natürlichen Umwelt, das ganz anders geartet ist als er selber kennen gelernt, hat seine Sprache zu verstehen gelernt und ist nun in der Lage, Kontakt zu ihm aufzunehmen.
Er hat über Beobachtung, Vergleich, Erkennen und Reflektieren eine Kommunikationsebene gefunden.
Ein weiteres Beispiel schildert ein scheues und vorsichtiges Mädchen, 6 Jahre alt, das anfangs in sichere Entfernung rannte, sobald die Hündin erschien. Es wollte aber nicht, dass Kea weggeschickt wurde, sie sollte in der Therapie dabei sein.
Ich fragte sie, was Kea tun solle, damit sich das Mädchen wohl fühle und zeigte ihr zunächst, welche Worte sie sagen musste, wenn sich Kea, wie gewünscht, auf ihre Decke legen, dort bleiben und zuschauen sollte. Ich erklärte ihr die „Hundesprache“ (Schwanzwedeln etc.) und fügte hinzu dass Kea nur bestimmte deutsche Worte versteht. Das Mädchen, eine Türkin, die selbst manchmal Verständnisschwierigkeiten im Deutschen hatte, fasste zusehends Vertrauen. Sie begann vorsichtige Streichelversuche, anfangs mit dem Bürstenhandschuh, später auch mit der bloßen Hand, allerdings weit weg von dem bezahnten Maul, also ganz hinten am Rücken.
Da Kea zu der Zeit viele Haare verlor, beschloss ich, diese wegzusaugen. So kam es zu der verblüffenden Reaktion, dass das Mädchen die Hündin, die große Angst vor dem Staubsauger hat, festhielt, streichelte (auch am „gefährlichen“ Kopf) und sie tröstete, solange das Gerät in Arbeit war.
Das Mädchen ging an diesem Tag stolz und glücklich über ihre neue Freundin nach Hause.
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