Beobachtung

Die Beobachtungsebene

Tiergestützte Therapie

Tiergestützte Therapie

Die Kontaktaufnahme beginnt zuerst durch Beobachtung und den Aufbau von Vertrauen. Zu Anfang wird der Hund erst einmal mit dem Augen wahrgenommen, seine Bewegungen werden verfolgt und es wird versucht, sie einzuschätzen. Fixieren und Verfolgen fällt Menschen mit Gleichgewichts-, Muskelsinn- und Konzentrationstörungen schwer.

Viele Menschen können das Verhalten von Hunden oft nicht einschätzen, weil sie einerseits die Körpersprache des Hundes nicht verstehen und durch ihre Integrationsproblematik andererseits ihren eigenen Körper und dessen Körpersprache oft nicht ausreichend spüren. Sie lernen in Beobachtung und Gespräch – auch über den Vergleich mit dem Hund – auf den bewussten und unbewussten Ebenen ihren eigenen Körper und dessen Ausdrucksmöglichkeiten besser kennen.

Tiergestützte Therapie

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Mit der intensiven vergleichenden Beobachtung im begleitenden Gespräch, das sowohl Innehalten, wie auch Konzentration erfordert, wird die Sprechbereitschaft und Sprachfähigkeit des Menschen gefördert. Nach meinen Beobachtungen fällt es Kindern und Erwachsenen, die sich zu Hunden hingezogen fühlen, viel leichter Konzentration in einer Beschäftigung mit dem Hund aufrechtzuerhalten als in anderen Tätigkeiten.

Auch für den emotionalen Bereich ergeben sich durch die Beobachtung positive Auswirkungen. Der Klient lernt zum Beispiel Ängste einzugestehen, sie zu artikulieren und Lösungen dafür zu finden, wie er sich selbst im Zusammensein mit dem Hund wohlfühlen kann.

Tiergestützte Therapie

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Es sind einfache Äußerungen wie z.B. „Nimm den Hund bitte weg“, „Der Hund soll auf der Decke sitzen, solange ich da bin“, „Die großen Zähne machen mir Angst“ und andere, die wir registrieren. Je nachdem lernt der Klient nach und nach den Hund einzuschätzen. Er lernt auch zu unterscheiden, dass der Therapiebegleithund vieles an Verhalten toleriert, was Hunde im öffentlichen Leben zu aggressiven Reaktionen verleiten könnte, zum Beispiel den Hund an der Schnauze anzufassen oder an der Rute zu ziehen.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Regeln für den Umgang mit dem Hund im Allgemeinen zu erklären und sie für die Klienten möglichst auch schriftlich auszuhängen. Der Austausch darüber, begleitet von Interaktionen mit dem Therapiebegleithund, schaffen ein persönliches Kennenlernen dieses Hundes. Es entstehen Nähe und Vertrauen.

Ein Fallbeispiel aus der Praxis

Tiergestützte Therapie

Tiergestützte Therapie

In der Therapie wurde ein kleiner Junge von fünf Jahren behandelt, der allgemein sehr ängstlich war und sich in neuen Situationen hinter der Mutter verbarg oder, wenn er angesprochen wird, den Kopf in seinen Pullover versteckte.

Um die Therapiebegleithündin Kea machte er anfangs einen großen Bogen, nicht aber ohne sie neugierig aus der Ferne zu beobachten. In der Therapiesituation war er anfangs kaum bereit, eine Beziehung zur Therapeutin aufzubauen, er war wenig motiviert und schien kaum an einer Tätigkeit Gefallen zu finden. Meine Kollegin und ich arbeiteten dann so zusammen, dass der Junge immer zuschauen konnte, wenn andere Kinder etwas mit Kea spielten. Sei es, dass sie sie streichelten oder Tunnels bauten, durch die Kea sehr gerne läuft, mit Kea Beute zerrten oder am dicken Seil spielten.

Wenn er sich völlig unbeobachtet glaubte oder im Geschehen versunken war, lachte er begeistert. Sobald er aber bewusst merkte, wo er sich befand, versteckte er sich wieder in seinem Pullover. Während dieser Phase war er von einer Therapeutin betreut, die neben ihm saß und ihm alles erklärte, auch die Hundesprache. Der Junge wurde wiederholt befragt, ob sich Kea an einen bestimmten Platz setzten solle, er gab aber lange keine Antwort. Nur anhand seiner Reaktion war zu ersehen, ob das eine oder andere von ihm positiv oder negativ empfunden wurde. Die erste Handlung für ihn war es dann, mit Hilfe der Therapeutin für Kea einen Tunnel zu bauen. Er konnte sich besonders dafür begeistern, wenn Kea durch den Tunnel lief.

Nach etwa einem halben Jahr hat er sie auch gestreichelt. Es wurde jedoch nicht jede Therapiestunde mit Kea gearbeitet, die Hündin gehörte eher als Selbstverständlichkeit zum therapeutischen Rahmen. Kam Kea und der Junge wollte mit ihr spielen, wurde das gemacht. Wollte der Junge sie sehen, dann wurde sie zuerst gestreichelt und gefragt, ob sie denn auch wolle. Kea möchte manchmal einfach auf ihrer Decke schlafen, was gerade ein Junge wie dieser dann sehr gut verstehen kann.

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